Schon vom Mount Taranaki aus konnten wir auf den Ruapehu blicken und nun sehen wir sie alle: die drei aktiven Vulkane im ältesten Nationalparks Neuseelands; Tongariro, Ngauruhoe und Ruapehu. Wir schlagen unsere Zelte im Mangahuia DOC Campground auf und machen uns direkt auf den Weg ins Visitor Center in Whakapapa.
Viele Fragen suchen eine Antwort – machen wir das eintägige Tongariro Alpine Crossing oder doch die dreitägige Hüttentour? Kann Jan, der sich Hals über Kopf in den Ruapehu verliebt hat (wir müssen zugeben: das ist schon ein schöner Vulkan) seinem Objekt der Begierde noch etwas näher kommen oder ist es zu gefährlich? Aber vor allem: Wie wird das Wetter? Nirgends auf der Welt scheint uns das Wetter unvorhersagbarer, deshalb sind wir dazu über gegangen die Profis vor Ort zu fragen. Kein Wetterbericht hätte uns beispielsweise darüber informiert, dass am Mount Taranaki meist so gegen 11 Uhr die Wolken kommen, was einem natürlich dort oben nicht nur die Sicht erschwert, sondern auch den Stein ganz schön rutschig macht. Da sich die Wolken wirklich nur um den Berg selbst bilden, findet man darüber natürlich nichts im Wetterbericht… Lange Rede, kurzer Sinn: Von einem Besuch von Jan’s Lieblingsvulkan wurde uns abgeraten und das Wetter soll zumindest am Folgetag einigermaßen gut werden. Und da wir ohnehin nur so mittelprächtig für eine Mehrtagestour ausgerüstet sind, haben wir uns für das Tongariro Crossing entschieden!
Den Nachmittag verbringen wir mit einer Wanderung zu den Taranaki Falls, welche sich 20 Meter über einen Lavafluss stürzen, der hier vor 15 000 Jahren nach einer Eruption des Mount Ruapehu entstanden ist. Die Jungs lassen sich vom Wasser berieseln sandstrahlen, Nina und ich haben die wohl berechtigte Befürchtung sofort blank da zu stehen und bleiben lieber im Trockenen. Nach ein paar Sekunden sind Maurice und Jan auch wieder von ihrer Dusche zurück, die Rücken wund gestrahlt.
Wir machen uns direkt auf zum nächsten Wasserfall – so ein Wasserfall ist ja auch wirklich schön! Unsere zweite Station sind die Tawhai Falls. Hier wurde eine Szene mit Gollum für Herr der Ringe gedreht. Während sicher der ein oder andere nach genau den Winkeln sucht, in denen die Kameras standen, haben wir uns lieber mit dem besten Ausgangspunkt für den Absprung beschäftigt:
Zurück am Campingplatz baden wir im Fluss und machen es uns auf den Picknickdecken gemütlich. Fast! Auf einmal bewegen sich unsere Körper auf dem Boden ein wenig nach links, dann nach rechts. Unser erstes Erdbeben! Unsicher harren wir der Dinge, die noch kommen werden. Dichtes Buschwerk versperrt uns die Sicht auf die Vulkane und so versuchen wir intensiv zu horchen und zu fühlen – doch das war’s, nur dieses eine kleine Rumpeln, das sich irgendwie lustig im Bauch angefühlt hat. Wären wir im Auto gewesen oder noch auf unserer Wanderung hätten wir es wohl nicht einmal bemerkt.
Am nächsten Morgen machen wir uns noch vor Sonnenaufgang auf den Weg. Die letzten Kilometer bis zum Startpunkt kurz vor der Mangatepopo Hütte (1100m) muss unser Diplomat uns mal wieder über eine Schotterpiste schaukeln. Der Parkplatz ist noch schön leer, doch unsere Hoffnung, die einzigen zu sein, wird schnell zerschlagen. Als wir gerade dabei sind in unsere Wanderschuhe zu schlüpfen, kommen bereits die nächsten Wanderer. Das Tongariro Alpine Crossing ist eine der beliebtesten Tageswanderungen in Neuseeland und zu Spitzenzeiten laufen täglich mehr als 700 Touristen diese Strecke. Da ist man selbst vor Sonnenaufgang nicht allein… Warum ist diese Wanderung so beliebt? Nun, es gibt wunderschöne Kraterseen zu bestaunen, die Landschaft ist wahnsinnig vielfältig und aus den Kratern oder Ritzen am Wegesrand steigt der Dampf. Das ist schon beeindruckend. Hinzu kommen die vielen Fans der Herr der Ringe Triologie die sich hier den Schicksalsberg (Mt Ngauruhoe) und natürlich Mordor anschauen wollen. Uns hat der ganze Trubel erst einmal abgeschreckt, aber andererseits: wäre es nicht sehenswert, würden ja auch nicht so viele hierher kommen.
Wir starten also bereits mit ein paar anderen Wanderern auf unsere Tour. Während die meisten sich am anderen Ende des Weges wieder abholen lassen, verfolgen wir jedoch einen anderen Plan: Auf ca. ¾ des Weges drehen wir wieder um, laufen selbst zurück zum Auto und sparen so jede Menge Geld für den Transport. Erst auf dem Rückweg sehen wir sie dann: die vielen, vielen anderen Wanderer, die uns entgegen kommen. Da wir so früh gestartet sind, hatten wir die Landschaft zum Glück fast für uns allein.
Unser Weg führt uns zunächst vorbei an der Mangatepopo Hut, auf die wir aus der Ferne einen Blick erhaschen. Weiter geht es bis zur Abbiegung zu den Soda Springs (1350m), die wir ebenfalls im wahrsten Sinne des Wortes links liegen lassen. Bis hierhin verläuft der Weg nur mit leichter Steigung und ist sehr gut ausgebaut. Von nun an geht es erstmal strammer bergauf! Wir bestreiten unseren Weg über Lavaflüsse einer Eruption in 1870 und 1975…
Wir laufen schließlich durch den Südkrater (1650m), links von uns den Mount Tongariro und rechts den Mount Ngauruhoe, die allerdings zwischen den Wolken nicht sehr gut auszumachen sind. Der riesige Krater erinnert uns an die großen Schlachten in den ‚Herr der Ringe‘ Filmen.
Es geht nun noch einmal steil bergauf und nach ein paar Warnschildern, die einen auf die aktuelle Gefahr durch die Vulkane mithilfe eines Ampel Systems hinweisen (heute stehen die Lichter auf grün) stehen wir am höchsten Punkt unserer Wanderung auf 1886m. Zu unserer rechten befindet sich der Rote Krater, der seine Farbe durch die Oxidation des Eisens im Gestein bekam. Von hier aus können wir durch den Nebel auch schone einen Blick auf die Emerald Lakes und den Blue Lake in der Ferne erhaschen.
Zu den Emerald Lakes (1730m) führt der Weg bergab über ein langes Geröllfeld.
Weiter zum Blue Lake geht es dann durch den Zentralkrater, bevor wir noch die letzte Steigung zum See überwinden. Auch dieser Krater sieht übrigens verdächtig nach einem Herr der Ringe Drehort aus und wir sind uns nun nicht mehr sicher, in welchem der beiden Krater (oder in beiden?) die Schlachten nun gedreht wurden. Hätten wir mal einen Experten dabei!
Am Blue Lake (1725m) machen wir unsere Mittagspause: es gibt Dosenmilchreis, die restlichen Müsli Riegel und natürlich auch den Rest Obst.
Den Rückweg treten wir also mit leichtem Gepäck an! Ich bin ganz froh, dass wir an den Emerald Lakes noch einmal vorbei kommen, denn auf dem Rückweg hat sich der Nebel verzogen und plötzlich leuchten sie in der Sonne wie auf den Postkarten, die ich in der i-Site gesehen habe. Schön!
Hier sieht man auch noch einmal den Mount Ngauruhoe ohne Wolken:
Nach ungefähr acht Stunden kommen wir wieder am Mangatepopo Parkplatz an und sind erleichtert, dass der Diplomat noch so dort steht, wie wir ihn zurück gelassen haben. Leider gibt es hier wohl ein Problem mit Einbrüchen, weshalb wir unsere Wertsachen am Tag zuvor in der i-Site im Whakapapa Village haben einschließen lassen. Nun heißt es also: nichts wie zur i-Site, dann zum Campingplatz (die Zelte abbauen) und wieder ab ins Auto. Lake Taupo wartet auf uns!
Man kann übrigens gut ein paar Kilometer mehr wandern und wieder zurück zum Mangatepopo Parkplatz laufen, wenn man damit zufrieden ist, zwar nicht das ganze Crossing zu laufen, dafür aber alle Highlights mitzunehmen und das Geld für den Rücktransport (ca. 30$/pP) zu sparen.