Unsere letzte Station, bevor unser indonesisches Visum ausläuft und wir uns auf den Weg nach Neuseeland machen: La Petite Kepa auf Alor Kecil.
Hier wartet mein Geburtstagsgeschenk auf mich: eine traditionelle Hütte auf einer kleinen Insel mitten im Alor Archipel – das ganze garniert mit unglaublichen Tauchgängen und wundervollem regionalen Essen.
Sechs Tage verbringen wir hier – länger als an den meisten Orten unserer Reise – und doch haben wir das Gefühl, dass die Zeit viel zu schnell vergangen ist, als wir in den Einbaum steigen, der uns zurück nach Alor bringt, von wo aus wir nach Bali und dann weiter nach Wellington fliegen werden.
Unser Alltag auf Alor Kecil? Ein frühes Frühstück und ab auf’s Boot!
Für das Frühstück haben wir übrigens keine Kosten und Mühen gescheut: wir genießen jeden Morgen einen Liter Kakao, den wir von Kalabahi aus persönlich importiert haben.
Vom Boot aus sehen wir häufig riesige Schulen von Fraser- und Breitschnabeldelphine, die uns auf unserem Weg zu den Tauchplätzen ein kleines Stück begleiten.
Unter Wasser sehen wir eine unglaubliche Vielfalt an Korallen. Die Meerenge zwischen Alor und Pantar wirkt wie ein Trichter, durch den das Wasser der Flores See im Norden und der Save See im Süden gepresst wird – die jeweilige Richtung wird von den Gezeiten beeinflusst. So entstehen an den einzelnen Tauchplätzen gewaltige Temperaturunterschiede, die uns manchmal frieren lassen, aber eben auch diese enorme Vielfalt bedingen. So sehen wir in Malal-Pura z.B. einen weltweit einzigartigen „Garten“ aus Weichkorallen, von dem wir zwar kein gescheites Foto machen konnten, der mir aber beim Gedanken daran noch immer die Sprache verschlägt.
Wenn sich die Wassermassen durch die Meerenge drücken, kommt es natürlich auch zu extremen Strömungen. So werden die Tauchplätze immer in Abhängigkeit von Mond und Tageszeit ausgewählt und manchmal kommt es vor, dass wir auf dem Boot noch etwas warten, bis wir uns ins Wasser wagen, da die Strömung noch zu stark ist. Cedric, der Besitzer des La Petite Kepa, beobachtet die Bewegungen auf der Wasseroberfläche und kann wirklich gut abschätzen, was uns unter Wasser erwartet. Strömungstauchgänge können ganz großartig sein – oder eben einfach nur anstrengend bzw. schlimmstenfalls wirklich gefährlich. Wir fühlen uns mit Martin, unserem englischen Guide, sehr gut aufgehoben und erleben während unserer Tauchgänge mit ihm nicht eine brenzlige Situation und lassen viele Stellwände wie ein Schaufenster an uns vorbei ziehen.
Unter Wasser sehen wir mehrere Wobbegong und Ammenhaie, Unmengen an Skorpionfischen, einige Anglerfische, Seeschlangen, Nacktkiemer, Mandarinfische, Seepferdchen und – mein Highlight – eine Leucht-Venusmuschel!
Wobbegong shark
Lion Fish
Puffer Fish
Scorpion Fish
Banded Sea Krait
Electric Clam
Es sieht aus als würden elektrische Impulse von einer Seite zur anderen wandern, weshalb sie im englischen Disco Clam oder auch Electric Clam genannt wird. Natürlich haben wir viel mehr gesehen, aber jede einzelne Spezies aufzulisten, würde die meisten sicher unglaublich langweilen. An dieser Stelle deshalb lieber noch ein paar Bilder:
Long-spined Sea Urchin
Long arm feasther star
Mantis Shrimp
Dieser kleine Mantis Shrimp (wer kann ihn sehen?) könnte durch die Geschwindigkeit seiner Scheren ohne Probleme unsere Taucherbrillen zertrümmern. Wir haben lieber Abstand gehalten…
Blue Ribbon Eel
Frog Fish
Giant Frog Fish
Maurice wurde übrigens von einem Titan Drückerfisch angegriffen, dem er versehentlich ins Territorium geschwommen ist. Zum Glück hat er lediglich seine Flossen attackiert, in die er dreimal herzhaft gebissen hat. Die ersten zwei Male hat Maurice, der sich gerade etwas im Riff angeschaut hat, erstaunlicherweise nicht einmal bemerkt! Ich habe wie verrückt versucht, auf mich aufmerksam zu machen, um ihn zu warnen, aber da er so in die Betrachtung eines Steinfisches versunken war… Ich war jedenfalls froh, dass uns so eine Attacke noch nie beim Schnorcheln passiert ist. Da hat man meist ja keinen schützenden Neoprenanzug und gelegentlich auch keine Flossen… Ein weiterer Punkt: Drückerfische haben ein trichterförmiges Revier, dass sich vom Grund aus kegelförmig ausbreitet. Für Schnorchler macht das eine Flucht vor dem Angreifer noch schwerer…
Nach zwei Tauchgängen pro Vormittag geht es wieder an Land, Mittagessen. Alle sitzen zusammen an einem langen Tisch und die Frauen aus dem benachbarten Dorf bringen eine Vielfalt an lokalen Gerichten in kleinen Schalen. Das Essen ist immer wirklich lecker und abwechslungsreich.
Es gibt 10 kleine und größere Hütten die – trotz absoluter Nebensaison – allesamt ausgebucht sind. Bis auf einen älteren, tagein, tagaus Karten spielenden Herren tauchen sämtliche der Gäste und Sanja, Benedikt, Maurice und ich gehören mit unseren um die 30-50 Tauchgängen ganz klar zu den „Küken“.
Die Nachmittage verbringen wir in der Hängematte lesend oder nichts tuend, die Insel erkundend, schnorchelnd, mit den anderen Gästen über dies und das (meist jedoch über Fische) fachsimpelnd oder auch mal mit einer Massage. Es könnte schlimmer sein!
Am Abend finden sich dann alle wieder zusammen und neben der Schlacht um die allseits begehrte Kecap Mani Flasche (süßer, tiefbrauner indonesischer „Ketchup“) beim Abendbrot werden Gefechte um die letze Steckdose ausgefochten. Wer nicht bereits den Nachmittag zum Aufladen von Unterwasserkamera und Co. genutzt hat, steht nun eventuell vor einem Problem, da der Solarstrom nur für zwei bis drei Stunden reicht und die Anzahl an Steckdosen sehr begrenzt ist…
Schweren Herzens trennen wir uns nach sechs Tagen von diesem traumhaften Ort und sind uns sicher: wir kommen wieder, irgendwann!
Was dich interessieren könnte:
Unterkunft, Verpflegung und Tauchen, alles sehr zu empfehlen:
La Petite Kepa auf Alor Kecil